Behandlungsangebot
Das Desert Flower Center Waldfriede (DFC) gehört zum Zentrum für Darm- und Beckenbodenchirurgie am Krankenhaus Waldfriede. Es wird von Chefarzt Dr. Roland Scherer geleitet. Frauen mit Genitalverstümmelung (FGM) erhalten am DFC medizinische Hilfe und psychosoziale Betreuung. Das komplette Behandlungsangebot ist für die Frauen kostenfrei.
Operatives Behandlungsangebot
Chefarzt Dr. Roland Scherer und sein Team vom Zentrum für Darm- und Beckenbodenchirurgie behandeln im DFC Waldfriede die Folgen weiblicher Genitalverstümmelung wie chronische Beschwerden und Schmerzen. Das sind insbesondere:
- Vernarbungen
- Verengung der Scheide
- Scheiden-Darm-Fisteln
- Scheiden-Blasen-Fisteln
- Schließmuskelverletzungen
- Harn- und Stuhlinkontinenz
Die operativen Maßnahmen verbessern einerseits die Lebensqualität der Frauen und wirken anderseits den Gefahren entgegen, die den Frauen bei einer Schwangerschaft und Geburt nach einer Genitalverstümmelung drohen.
Chirurgische Rekonstruktion der Klitoris und Schamlippen
Wiederherstellende Operationen, mit denen sich Klitoris und Schamlippen rekonstruieren lassen, finden am DFC Waldfriede seit Februar 2014 unter der Leitung von Dr. Uwe von Fritschen statt. Dr. von Fritschen ist Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie am HELIOS Klinikum Emil von Behringund der wichtigste Kooperationspartner des chirurgischen Teams im DFC Waldfriede.
Dr. von Fritschen stützt sich bei der chirurgischen Rekonstruktion auf eine Technik, die der Urologe und Chirurg Dr. Pierre Foldés aus Paris entwickelt hat. Nach der Technik von Dr. Foldés wurden am 12. September 2013 gemeinsam mit Chefarzt Dr. Roland Scherer auch die ersten beiden Patientinnen im DFC Waldfriede operiert.
Mit der chirurgischen Rekonstruktion der Klitoris und der Schamlippen soll die Frau die Möglichkeit erhalten, eine schmerzfreie und lustvolle Sexualität zu erleben. Begleitend zur Operation ist eine sexualtherapeutische Beratung und Betreuung der Frau (und des Partners) sinnvoll.
„Alle Operationen, die bei uns durchgeführt werden, sind medizinisch begründete Operationen, werden also bei in Deutschland versicherten Patientinnen von der Krankenkasse oder gegebenenfalls vom Sozialamt übernommen. Es handelt sich schließlich NICHT um kosmetische Korrekturen oder gar um eine Schönheits-OP.“
Psychologische Gespräche, soziale Hilfe und Seelsorge
FGM hinterlässt bei den jungen Mädchen meist lebenslange schwere psychische Traumata, Ängste oder Depressionen. In der Sprechstunde bzw. in unserer Selbsthilfegruppe sprechen die Frauen häufig das erste Mal über ihre Erfahrungen und das Leid, das ihnen angetan wurde.
Oberärztin Dr. Cornelia Strunz, Ärztliche Koordinatorin im DFC Waldfriede, ist die erste Ansprechpartnerin für die Frauen, die eine Sprechstunde besuchen möchten. Die Frauen erhalten psychosoziale Beratung und Beistand vor, während oder nach der Behandlung. Nina Zahn ist Pädagogin im Sozialdienst Krankenhaus Waldfriede. Sie kümmert sich um soziale Belange der Frauen.
Interkulturelle Beratung und Dolmetscherinnen aus afrikanischen Ländern
Eine wichtige Gesprächspartnerin für die Frauen ist Evelyn Brenda (Kenia). Sie stammt aus einem Land, in dem FGM praktiziert wird. Sie hat sehr viel Erfahrung und versteht aufgrund ihrer Wurzeln die Perspektive der Frauen. Sie arbeitet ebenso als Dolmetscherinnen in unserem Team und ermöglicht die erfolgreiche Kommunikation untereinander und miteinander.
„Es ist wichtig, dass wir den Kontakt zu den Frauen auch nach der Behandlung im DFC halten.
Ich möchte wissen, wie es den Frauen geht, auch Jahre später noch.“
Selbsthilfegruppe: Yoga, Physiotherapie und Austausch
Seit Januar 2015 haben wir im „Desert Flower Center“ Waldfriede eine Selbsthilfegruppe, die sich einmal pro Monat trifft. In Gruppengesprächen (mit Übersetzerin und Therapeutin) tauschen die Frauen ihre Erfahrungen aus und unterstützen sich gegenseitig bei der Bewältigung von Problemen. Hier finden unterschiedliche Formen von physiotherapeutischer Körperarbeit statt.
Die Behandlung ist für die Frauen kostenfrei
Die Kosten für eine chirurgische Behandlung der Folgen von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) werden seit 2013 von den deutschen Krankenversicherern übernommen. Dies gilt natürlich nur, sofern die Frauen auch in Deutschland gemeldet und krankenversichert sind.
Für Frauen, die direkt aus dem Ausland ins Desert Flower Center in Berlin-Zehlendorf kommen, keine Krankenversicherung haben oder deren Krankenversicherung aus verschiedenen Gründen nicht für die Behandlung aufkommt, übernimmt der Förderverein Krankenhaus Waldfriede e.V. die Kosten.