Ursachen von FGM
Warum werden Frauen beschnitten?
Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist ein traditionelles Initiationsritual, das den Übergang eines Mädchens zur erwachsenen Frau symbolisieren soll. Die Ursprünge des Rituals sind unklar, aber NICHT religiös. Ökonomische Abhängigkeit und mangelnde Aufklärung vor allem in ländlichen Regionen führen dazu, dass diese Tradition bis heute Bestand hat. Ist Beschneidung in einer Region üblich, wird sie selten infrage gestellt.
Frauen und junge Mädchen sind für viele Familien eine Wertanlage. Bei der Heirat werden sie gegen einen Brautpreis eingetauscht. Eine junge Frau ohne Bildung und Berufsaussichten muss heiraten, um eine Lebensgrundlage zu haben. Nur sexuell unerfahrene Frauen gelten als rein und heiratsfähig. Die Genitalverstümmelung soll verhindern, dass Frauen sexuelle Erfahrungen machen und diese genießen. Oft existiert der Aberglaube, dass unbeschnittene Frauen unfruchtbar sind oder die Klitoris schädlich für ein neugeborenes Kind ist.
Unbeschnittene Frauen sind Ausgestoßene
Frauen, die sich gegen die Beschneidung wehren, erfahren von der Gesellschaft Verachtung und Ablehnung. Unbeschnittene Frauen und selbst deren Kinder riskieren ausgestoßen und beschimpft zu werden.
Kollektives Schweigen und sozialer Druck
Viele Frauen und Mütter leiden unter Genitalverstümmelung (FGM) und wollen nicht, dass ihre Töchter darunter leiden. Trotzdem dulden sie, dass die Beschneidung an ihren Töchtern durchgeführt wird. FGM wird als eine Notwendigkeit betrachtet. Es gilt als normal und selbstverständlich. Das größte Problem dabei ist, dass man darüber nicht redet.
Eine Expertin des UNICEF Reports 2013 fasst das Problem treffend zusammen:
“I do what I do because I know that you expect me to do it, and vice versa. The clear programmatic insight from the report is you have to make visible the fact that people in their private sphere don’t support the practice. So, I may not support cutting, and you may not support it, but I see you cutting your girl, and you see me cutting my girl, and you think I support it because you see me cutting my girl – but we don’t talk.”
Was kann man gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) tun?
Weibliche Genitalverstümmelung kann man nur durch konsequente Aufklärung über die Folgen, auch in strafrechtlicher Hinsicht bekämpfen. Das kollektive Schweigen über dieses Verbrechen, der soziale Druck und die religiöse Motivierung von FGM müssen endlich aufhören. FGM ist nicht im Islam oder irgendeiner anderen Religion begründet. Waris Dirie zeigt mit ihrer Desert Flower Foundation, wie man gegen FGM erfolgreich sein kann. Viele andere Aufklärungskampagnen und Projekte folgen ihrem Vorbild.
Eltern müssen erkennen, dass sie ihren Töchtern mehr Lebensperspektiven durch Bildung ermöglichen als durch die Beschneidung und Verheiratung mit einem oft deutlich älteren Mann. Wenn junge Mädchen und Frauen einen uneingeschränkten Zugang zur Bildung erhalten, verbessert sich langfristig auch ihre ökonomische Situation. Sind Frauen nicht mehr davon abhängig, einen Ehemann zu finden, der finanziell für sie sorgt, werden Mütter ihre Töchter in Zukunft vor FGM schützen. Keine Mutter tut ihrem Kind dieses Leid gerne an, sieht aber oft keinen anderen Weg.
In vielen Ländern ist die Beschneidung eine wichtige Einnahmequelle und Berufsmöglichkeit für Frauen. Für diese Frauen müssen alternative Einnahmequellen geschaffen werden.
Quellen: Terre des Femmes, Mama Afrika, Desert Flower Foundation, United Nations, WHO, Unicef