Das DFC-Team in Kenia: Fistel OP nach FGM in Eldoret
Dr. Cornelia Strunz berichtet von der Reise des DFC-Teams nach Kenia vom 12. bis 15. Oktober.
Wiedersehen im Gynocare Fistula Centre in Eldoret
Donnerstag, 13. Oktober 2016: Früh am Morgen geht es zu viert nach Eldoret. Nach knapp 75 Minuten Flug und einer kleinen Zwischenlandung in Kisumu werden wir am Flughafen bereits erwartet und zum Einchecken ins Guesthouse gefahren. Anschließend geht es direkt ins Gynocare Fistula Centre, wo Dr. Mabeya und seine Frau Caro uns einen herzlichen Empfang bereiten und mit einem köstlichen kenianischen Essen verwöhnen.
Das Beyond Fistula Projekt für Frauen mit FGM
Frauen und Mädchen, die nach FGM an Fisteln leiden, werden im Gynocare Fistula Centre kostenlos behandelt und operiert. Eine Fistel OP wird zumeist nötig, wenn eine beschnittene Frau ein Kind bekommen hat. Die Schmerzen und die tägliche Beeinträchtigung der Lebensqualität durch eine Fistel kann dann für die Frauen unerträglich werden. Doch das Center ist viel mehr als nur eine Klinik. Hier wird auch die Zukunft der Frauen nach der Behandlung und der Fistel OP in Angriff genommen.
Wie und wann ist die Idee zu diesem umfassenden Konzept entstanden? Genau genommen war es die 12-jährige Arielle Matityahu, die 2011 zum ersten Mal nach Kenia reiste. Dort stellte sie fest, dass viele kenianische Frauen an postnatalen Fisteln leiden und viele von ihnen dadurch auch handfeste psychische Probleme haben. Im Gynocare Fistula Centre wurde diesen Frauen zwar medizinisch geholfen, aber Arielle war sehr schnell klar, dass die Frauen viel mehr brauchen als nur eine Operation. So bat sie ihre Mutter, Dr. Debbie Matityahu, um Hilfe. Gemeinsam mit Carolyne Mabeya und Linner Too gründeten sie das Beyond FistulaProjekt.
Zukunftsprogramme für Frauen nach Fistel OP
Neben emotionaler Unterstützung gibt es beim Beyond Fistula Projekt verschiedene Programme. Sie alle haben das Ziel, den Mädchen und Frauen nach ihrer Fistel OP neue Perspektiven zu erschließen: z.B. wieder in die Schule zu gehen, die Schule abzuschließen oder eine berufliche Ausbildung zu machen. Dazu gehört auch, den aus ihrer Familie oder ihrem Dorf ausgestoßenen Mädchen (Fisteln zu haben, ist oft eine auch sehr übel riechende Sache) wieder den Kontakt mit Gleichaltrigen zu ermöglichen. Finanziert werden diese Programme durch Spenden, die den Mädchen z.B. in Form von Stipendien zugute kommen.
Mit den Programmen „Stepping Forward“ und „Quilts for Empowerment“ soll z.B. eine Wiedereingliederung der Frauen nach einer Fistel OP in die Gesellschaft erreicht werden. Hier lernen sie, wie man näht, die Produkte verkauft und mit dem verdienten Geld wirtschaftet. Die Frauen bekommen Mikrokredite und können sich so ihr eigenes Business aufbauen. Das versetzt sie in die Lage, finanziell unabhängig zu werden.
Fistel OP mit einem fabelhaften Team
Für das Gynocare Fistula Centre haben wir Spenden aus Deutschland mitgebracht, über die sich das gesamte Team sehr freut. Neben Handschuhen, OP-Kitteln und Netzhosen sind es die Schuhe, die am meisten Anklang finden. Während Dr. Mabeya das eine Paar bereits mit seinem Namen beschriftet, wird unter Lachen diskutiert, wessen Name auf das zweite Paar darf. Beim nächsten Mal bringen wir einfach für alle Schuhe mit!
Später stellt Dr. Mabeya uns sehr komplexe Fälle aus dem Arbeitsalltag seines Teams vor. Es ist unglaublich, was in seinem kleinen Operationssaal im Gyncare Fistula Centre – einer ehemaligen Küche! – alles geleistet wird. Ich bin so glücklich, dass der neue Sterilisator für den OP unbeschädigt angekommen ist. Nach meinem letzten Besuch im Mai machten meine Eltern der Klinik diese großzügige Spende und das Krankenhaus Waldfriede übernahm die Transportkosten. Genau zur richtigen Zeit! Denn kurz nach der Ankunft gab der alte Sterilisator endgültig seinen Geist auf.
Doch nicht nur Dr. Mabeya macht seine Arbeit mit sehr viel Engagement und noch mehr Herz. Als wir abends um sieben beschließen, noch mit einer weiteren langen OP zu starten, wird von keiner Seite gezögert. Das gesamte Team in Eldoret ist einfach fabelhaft! Was zu tun ist, das wird getan. Wir sind sehr beeindruckt und glücklich, dass wir dazu beitragen, die Gegebenheiten vor Ort zu verbessern.