FGM war Thema bei 46. DGPRÄC Jahrestagung
FGM Themenblock bei internationaler DGPRÄC Jahrestagung
Am 1. Oktober 2015 fand die offizielle Eröffnung der 46. DGPRÄC Jahrestagung im andel’s Hotel in Berlin statt. Unter dem Vorsitz der Tagungspräsidenten Chefarzt Dr. Uwe von Fritschen und Chefarzt Dr. Bernd Hartmann stand die Eröffnung ganz im Zeichen von FGM. Dabei ging es nicht nur um die mit FGM verbundenen Leiden und die Möglichkeiten zur chirurgischen und ganzheitlichen Behandlung der schmerzhaften Folgen. Auch der Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung stand im Fokus der Konferenz.
Das Team vom Desert Flower Center Waldfriede (DFC) war eingeladen, um auf der DGPRÄC Jahrestagung über FGM und die ganzheitlichen Behandlungsmöglichkeiten weiblicher Genitalverstümmelung vorzutragen. Für viele unserer Chirurgen-KollegInnen war FGM ein unbekanntes Thema. Insbesondere die beeindruckenden GastrednerInnen und zwei Patientinnen sorgten für ganz viele Emotionen.
OP-Kurs zur Rekonstruktion der Klitoris
Schon am Dienstag vor der Eröffnungsfeier gab Chefarzt Dr. Uwe von Fritschen gemeinsam mit mir einen OP-Kurs für die TeilnehmerInnen der international renommierten DGPRÄC Jahrestagung.
Vor 55 interessierten Experten aus aller Welt führten wir mit dem Einverständnis der Patientin eine öffentliche Operation durch, um die Technik der Klitorisrekonstruktion nach ritueller Beschneidung zu erläutern. Das Feedback war toll. Schnell wurde allen klar, dass die Operation mehr ist als rein ästhetische Chirurgie. Wir rekonstruierten die Lebensqualität einer jungen Frau.
Rüdiger Nehberg bekommt Standing Ovations
Survival Experte und Aktivist für Menschenrechte Rüdiger Nehberg eröffnete mit einer leidenschaftlichen 30-minütigen Rede über seinen unerbittlichen Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung. Wie er nie aufgeben wird, und wie er mit seiner Menschenrechtsorganisation TARGET allerhöchste muslimische Autoritäten davon überzeugen kann, das grausame Ritual der weiblichen „Beschneidung“ zu verurteilen.
Alle Anwesenden auf der DGPRÄC Jahrestagung waren von der beeindruckenden Persönlichkeit und dem Engagement des 81-jährigen derart ergriffen, dass es spontan zu Standing Ovations kam. Auch mir lief es kalt über den Rücken, was für ein Mensch!
Hip-Hop gegen FGM: Fatou Mandiang Datta (Sister Fa) auf der DGPRÄC Jahrestagung
Fatou Mandiang Datta alias Sister Fa, senegalesische Menschenrechtsaktivistin im Kampf gegen FGM und Musikerin/Rapperin, trat als nächste nach vorne. Sie hielt einen Vortrag über die Arbeit ihrer 2014 gegründeten Plattform Assobul. Die Plattform klärt afrikanische Minderheiten in Deutschland über FGM und Kinderheirat auf. Kurz darauf verwandelte sie die Eröffnungsfeier der DGPRÄC Jahrestagung gemeinsam mit einer Backgroundsängerin und einem Gitarristen zu einem fulminanten Live-Hip Hop Event.
FGM Patientin aus Somalia mit Freundin aus Irland
Evelyn Brenda, unsere Beraterin aus Kenia im DFC Waldfriede, hielt eine couragierte Rede, bevor Salma (türkis-blau gekleidet) auf die Bühne trat. Sie berichtete über ihr Schicksal als somalische Frau, die als Kind genitalverstümmelt wurde.
Salma wurde als Patientin am DFC Waldfriede bereits erfolgreich operiert. Sie ist extra aus Belfast angereist und konnte ihre Freundin Sarah (grün gekleidet) motivieren, sich ebenfalls über das Betreuungsangebot des DFC Waldfriede zu informieren. Am nächsten Tag sollte sie einen Sprechstundentermin bei mir aufsuchen; ein mutiger Schritt über den wir uns ganz besonders freuen.
Information und Tränen auf der DGPRÄC Jahrestagung
Nach dem Mittagessen gab es unter dem Vorsitz von Chefarzt Dr. Roland Scherer, Dr. Uwe von Fritschen und Dr. Dan mon O’Dey aus Aachen eine FGM Session. Evelyn Brenda und ich haben in unseren Vorträgen noch einmal extra betont, dass eine chirurgische Behandlung alleine für die betroffenen Frauen nicht ausreichend ist, sondern den Patientinnen auf ganzheitlicher Ebene mit zusätzlicher psychologischer und sozialer Betreuung geholfen werden muss.
Wie wichtig diese Ganzheitlichkeit ist, konnten die Anwesenden direkt live erleben. Sarah erzählte ihre Geschichte als FGM Opfer. Sie brach dabei in Tränen aus. Wir hoffen, in diese Tränen haben sich auch einige Tränen der Erleichterung darüber gemischt, nach all diesen schweren Jahren doch endlich in ihrem Leid erhört zu werden, und Hilfe zu erfahren.
Danke für Leidenschaft und Engagement
Wir bedanken uns bei Chefarzt Dr. Uwe von Fritschen für die Möglichkeit, im Rahmen der international renommierten DGPRÄC Jahrestagung so viel Raum für unser Thema zu erhalten. Vor chirurgischen ExpertInnen über weibliche Genitalverstümmelung und die Behandlung der Folgen von FGM zu sprechen, war für uns ein außerordentliches Erlebnis. Es war sehr emotional für alle Beteiligten. Aber auch sehr positiv.
Ihre Cornelia Strunz
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