Das DFC Team in Kenia: Der Fistula Marathon
Dr. Cornelia Strunz berichtet von der Reise des DFC-Teams nach Kenia im Mai 2017.
Sicher habt Ihr Euch schon gefragt, was eigentlich aus dem Fistula Marathon geworden ist, von dem ich gleich zu Anfang meines Reiseberichts geschrieben hatte. Natürlich haben wir daran teilgenommen, aber aus unerfindlichen Gründen sind die Informationen über dieses Erlebnis zunächst nicht nach Berlin zu unserem Projektteam durchgesickert. Deshalb erscheint dieser Bericht jetzt im Nachtrag in unserem Blog.
Sonntag 21. Mai 2017
Unser DFC Team beim Fistula Marathon in Eldoret
Heute nun findet zum zweiten Mal der Fistula Marathon statt, der von Dr. Mabeya und seinem Team rund um das Gynocare Women’s & Fistula Hospital ausgerichtet wird. „Run to end Fistula“ – unter diesem Motto kann man hier laufen – einen 5 km Fun Race oder 21 km, also eigentlich einen Halbmarathon.
Der Fun Lauf startet – so wie im Vorjahr – mitten auf einer gesperrten Straße und führt durch Eldoret. Gemeinsam mit Jana Bahati Heinsohn und Dr. Lissa Masumbuku laufe ich die Strecke unter der glühenden afrikanischen Sonne. Dr. Scherer wird von Dr. Mabeya begleitet. Die Chefärzte sind also mal unter sich! Der Fun Lauf macht uns großen Spaß, vor allem als wir die Ziellinie überqueren.
Beim Warten auf die professionellen Läufer bildet das Gynocare-Team mit den anderen Teilnehmen des Fun Race eine Reihe, dann setzen wir uns in Bewegung … und beginnen zu tanzen. Das ist für uns fast anstrengender als die gesamte Laufstrecke, zumal die Sonne weiterhin gnadenlos vom blauen Himmel knallt. Die Kenianer sind gut darin, uns immer wieder zum Tanzen zu motivieren. Außerdem gibt es einige Tänzer und Comedians, die die Situation gekonnt und humorvoll auflockern. Wir lachen und lachen, die Stimmung ist ausgelassen, ansteckend heiter. Und wie im letzen Jahr sind viele Fotografen anwesend. Auch wir machen jede Menge Fotos zur Erinnerung an diesen wundervollen Tag.
Beeindruckende Ergebnisse der Marathon Profis
Jetzt kommt Spannung auf. Die ersten echten Marathon Läufer erreichen das Ziel: zuerst die Frauen, die vor den Männern in den Bergen gestartet sind, dann die Männer. Lucy hat bei den Frauen nach 67 Minuten das Ziel erreicht und bricht danach fast zusammen. Evelyn schüttet ihr vorsorglich Wasser über den Kopf und bringt sie in den Schatten. Nicht nur Lucy, auch allen anderen Frauen ist die Anstrengung deutlich anzusehen – immerhin sind sie den Halbmarathon in 2.200 Meter Höhe bei 26 Grad gelaufen. Für sie ist das Ganze alles andere als ein Spaß. Schließlich verdienen sie mit dem Laufen ihr Geld. Und alle würden am liebsten gewinnen.
Der schnellste Mann des Fistula Marathons 2017 hat für die 21 km nur 59 Minuten gebraucht! Nicht auszudenken, wie viele Stunden wir – selbst wenn wir für einen Halbmarathon trainiert hätten – bei der Hitze unterwegs gewesen wären. Wahrscheinlich hätte es kein Zuschauer so lange an der Strecke ausgehalten, unseren Einlauf ins Ziel hätte wohl niemand mehr bemerkt.
Emotionale Worte nach dem Fistula Marathon
Meine „Reisegruppe“, Jana Bahati Heinsohn, Dr. Lissa Masumbuku und Dr. Roland Scherer, ist von der tollen Atmosphäre bei „Run to end Fistula“ begeistert. In Berlin habe ich allen viel davon erzählt – aber das Ganze live zu erleben, das ist doch noch um einiges mitreißender!
Wie auch im letzten Jahr haben die Patientinnen vom Gynocare Women’s Fistuala Hospital eine Rede und dieses Jahr sogar zusätzlich einen Sketch vorbereitet. Die jungen Mädchen und Frauen legen sich dazu mitten auf die Straße und spielen eine Geburt nach – sie wollen damit eine mögliche Ursache für die Entstehung von Fisteln zeigen. Wir sind beeindruckt, wie umfassend mit dem Event von Dr. Mabeya Aufklärung zum Thema Fisteln betrieben wird. Anschließend kommen die Comedians wieder ins Spiel … auf Kiswahili… für die Kenianer um uns herum sehr erheiternd. Es wird herzlich und ausdauernd gelacht. Wir lachen mit, aber einfach nur so, aus Spaß an der Freude. Außer Evelyn versteht von uns ja keiner diese Sprache.
Im Anschluss hält Dr. Mabeya eine sehr gefühlvolle Dankesrede – auf Kiswahili und auf Englisch – und auch sein „German friend“, Dr. Scherer, wird dazu aufgefordert ein paar Worte in der Runde zu sagen. Er macht das locker und professionell – wir alle sind fasziniert von dieser spontanen Rede, die er im Namen unseres Krankenhauses aus dem Ärmel schüttelt. Wie sein Vorredner spricht er englisch. Kiswahili wird es wohl erst beim nächsten Marathon 2018.
Siegerehrung und Ausflug nach Iten
Bei der Siegerehrung werden die jeweils fünf schnellsten Frauen und Männer des Fistula Marathons geehrt. Die Gewinner bekommen umgerechnet 450 EUR – das entspricht in etwa dem Monatsgehalt einer Krankenschwester in Eldoret. Die Siegerehrung der Männer übernehmen Dr. Scherer und Dr. Mabeya gemeinsam und sorgen dabei für viel Begeisterung. Danach folgt ein Endgebet vom DJ.
Am Nachmittag unternehmen wir mit Dr. Mabeya einen Ausflug nach Iten im Nordosten. Fahrtzeit von Eldoret eine Stunde. Hier trainieren viele Marathonläufer. Iten liegt am weltbekannten East African Great Riff Valley, dem zweitgrößten Canyon der Welt. Das Valley ist die Wiege der Menschheit. Adam und Eva haben wir aber leider hier nicht angetroffen. Trotzdem war dieser Ausflug ein unvergessliches Erlebnis!