Das erste Treffen der SHG in 2017
Am Samstag, den 14. Januar, fand das erste Treffen unserer Selbsthilfegruppe in diesem Jahr statt. Dabei ging es erneut um ein brisantes Thema. Viele Frauen haben Angst vor Abschiebung. Offizielle Schreiben lösen Irritationen aus. Zum Glück können wir zum Verständnis der Inhalte beitragen.
Angst vor Abschiebung ist immer präsent
Unser Team macht immer wieder die Erfahrung, dass die Frauen, die zu uns in die Selbsthilfegruppe kommen, mit offiziellen Briefen von Anwälten und Ämtern wenig anfangen können. Wenn sie solche erhalten, dann löst das erst einmal Angst und manchmal sogar Panik aus. Vor allem die Angst, aus Deutschland abgeschoben zu werden, ist bei unseren Frauen regelmäßig Thema, über das wir dann ausführlich reden.
Jeder von uns hat sicher schon einmal mit den deutschen Behörden zu tun gehabt und dabei so eine Art Ohnmacht gegenüber „Beamtendeutsch“ gefühlt. Selbst für uns, die wir das Deutsche von klein auf beherrschen, sind z.B. die offiziellen Schreiben oft nicht auf Anhieb verständlich und lösen manche Irritation aus. Wie schwer erst muss es den Frauen unserer Selbsthilfegruppe fallen, zu verstehen, was man von ihnen will. Schließlich sind die meisten Frauen ja gerade erst dabei, unsere Sprache zu lernen.
Glücklicherweise ging es in den offiziellen Schreiben, die uns in der Selbsthilfegruppe vorgelegt wurden, bisher meist nur um Termine und Nachweise. Und dank der Übersetzung von Farhia Mohamed konnten wir die Frauen jedes Mal relativ schnell beruhigen. Das ist auch bei vielen anderen Themen so, die während der Treffen an unser Team herangetragen werden. Die alltäglichen Sorgen der Frauen sind halt vielfältig, genau wie ihre individuellen Geschichten und Schicksale. Nicht immer ist gleich Hilfe eines Anwalts gefragt. Manchmal wollen die Frauen auch einfach nur wissen, was zum Beispiel gegen geschwollene Füße nach der Entbindung hilft.
Mit großer Freude stellen wir bei jeden Treffen fest: Das Vertrauen, das unserem Team entgegengebracht wird, ist riesig. Aber auch zueinander haben die Frauen ein offenes und herzliches Verhältnis. Und alle versuchen zu helfen wo sie nur können.
Das Interesse der Presse bleibt groß
Noch vor dem ersten Zusammentreffen mit den Frauen in unserer Selbstgruppe kamen übrigens wieder einmal Journalisten zu uns ins DFC. Wir führten ein ca. dreistündiges, sehr intensives Gespräch. Es ging dabei ganz allgemein um die weltweite Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM). Zugleich hatten wir erneut reichlich Gelegenheit, Pressevertretern über unsere Arbeit im Desert Flower Center Waldfriede zu berichten. Für unser Team war gerade diese neuerliche Begegnung mit Journalisten eine bemerkenswerte Erfahrung, obwohl wir doch inzwischen schon sehr oft interviewt wurden. Es kam uns so vor, als hätten wir noch nie zuvor ein derart persönliches und zugleich sachkundiges Interesse an unserem Thema erlebt. Deshalb sind wir schon super gespannt, wie der geplante Beitrag ausfallen wird. Sorry, dass wir Euch keine Namen nennen, aber dazu ist es zum gegebenen Zeitpunkt noch viel zu früh.
Mit dem Einverständnis der Frauen durften die Journalisten auch am Treffen unserer Selbsthilfegruppe teilnehmen. Die erstmalige Anwesenheit eines Mannes in unserer Runde führte übrigens lediglich dazu, dass keine der Frauen wie sonst üblich ihr Kopftuch abnahm. Ansonsten war alles wie immer. Entspannt und herzlich. Die Fragen der Journalisten wurden von den Frauen offen und ohne Zögern beantwortet. Während des Gesprächs betonten zudem alle anwesenden Mütter, dass sie ihre Töchter niemals beschneiden lassen würden. Das macht uns sehr glücklich, denn es zeigt, dass unsere Aufklärungsarbeit Früchte trägt.
Trotzdem bleibt auch auf dem Feld der Aufklärung immer genug zu tun. Wir werden nicht ruhen und jede Gelegenheit nutzen, um über das Thema FGM und die Gefahren, die mit dieser Praxis verbunden sind, zu informieren. Erst am 7. Januar hat Dr. Cornelia Strunz an einer Veranstaltung der Hochschulgruppe Amnesty International an der Humboldt-Universität teilgenommen, um über weibliche Genitalverstümmelung zu sprechen.