Projektteam zu Gast bei der DFC Selbsthilfegruppe
Der 6. August 2016 war ein ganz besonderer Tag für mich. Auf Einladung von Dr. Cornelia Strunz durfte ich zum ersten Mal ein Treffen der DFC Selbsthilfegruppe im Krankenhaus Waldfriede besuchen.
Ich war zum ersten Mal zu Gast und kenne doch schon so viele Gesichter und Schicksale
Mein Name ist Pia Tatz. Ich bin Grafikerin und Webdesignerin bei dr.richter & spurzem gbr einer Agentur für Kommunikation und Design aus Berlin. Schon seit mehreren Monaten betreue ich die Website des Desert Flower Center Waldfriede. Dazu gehört auch die Pflege der Blogbeiträge, in denen regelmäßig über die Treffen der DFC Selbsthilfegruppe berichtet wird. Meine Arbeit für das DFC bringt es mit sich, dass jede Menge Material über das DFC auf meinem Schreibtisch landet. Dazu gehören neben vielen Presseartikeln und Filmen auch viele persönliche Berichte und noch mehr Fotos von Frau Dr. Strunz, die mich jedes Mal aufs Neue tief berühren.
Viele Frauen der DFC Selbsthilfegruppe und ihre Geschichten sind mir durch die Bilder und Berichte von Frau Dr. Strunz sehr vertraut. Ich habe mich mit ihnen gefreut als die ersten DFC Babies geboren wurden, ich war begeistert, als ich einige von ihnen auf den Bildern wiedererkannt habe, die während der Verleihung der Louise Schroeder Medaille im Berliner Abgeordnetenhaus entstanden sind.
Dass ich nun von Frau Dr. Strunz persönlich eingeladen wurde, die Frauen „in echt“ kennenzulernen, hat mich sehr gefreut. Denn normalerweise ist die Selbsthilfegruppe eine geschlossene Gruppe, in der von FGM betroffene Frauen unter sich sein sollen. Ihnen bietet die Selbsthilfegruppe einen sicheren und geschützten Raum, in dem sie vor fremden Blicken geschützt sind. Hier sind sie unter sich, können sich austauschen, entspannen und offen miteinander sprechen.
Alle Frauen sind schön
Meine anfängliche Aufregung vor dem Treffen mit den Frauen der Selbsthilfegruppe legte sich schnell. Offen und herzlich wurde ich begrüßt, vorgestellt und sofort in die Gruppe integriert. Im Gymnastikraum des PrimaVita setzten wir uns in einem lockeren Kreis zusammen und unter Moderation von Evelyn Brenda stellte sich eine nach der anderen vor.
„Ich heiße…“ und „Ich komme aus…“ Das auf Deutsch zu sagen war für die Frauen, die größtenteils aus Somalia stammen, kein Problem. Im Laufe der ersten Stunde erzählten die Anwesenden viel aus ihrer Heimat. Über Essgewohnheiten und Leibgerichte, über Hochzeitszeremonien und die Nebenwirkungen von Kamelmilch. Auch über kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Afrika wurde gesprochen und natürlich über FGM und das medizinische Angebot im DFC.
Trotz der Ernsthaftigkeit der Themen und der Intensität der Gespräche war die Atmosphäre entspannt und es wurde viel gelacht und gescherzt. Besonders eingeprägt hat sich mir der Moment, als Evelyn Brenda aus dem DFC Team sich in einer kleinen Ansprache an die Frauen wandte. In ihren Worten war so viel Wärme: „Wir sind alle eine Familie, wir helfen und unterstützen uns. Alle Frauen sind hier willkommen. Wir sind alle gleich. Alle Frauen, egal ob beschnitten oder unbeschnitten, sind schön. Ihr alle seid wunderschöne Frauen.“ Und wie Recht sie hat!
Move it!
Nach ungefähr einer Stunde des intensiven Gesprächs gewann dann doch der Bewegungsdrang der anwesenden Kinder die Überhand. Es wurde Musik von Ali Dhantoo aufgelegt und ausgelassen getanzt. Auch ich konnte mich der mitreißenden Stimmung nicht entziehen, es hat einfach unglaublich viel Spaß gemacht dabei zu sein und zu spüren, wie gut sich die Frauen in diesem kleinen Kreis fühlen!
Viele der anwesenden Frauen kannten sich bereits untereinander und nehmen regelmäßig an der Selbsthilfegruppe teil. Aber auch einige neue Gesichter waren am Samstag zu sehen. Wie mir Frau Dr. Strunz später erzählte, unter anderem auch eine somalische Frau, die gerade erst operiert wurde und eine Frau aus dem Sudan, die hinterher einen Termin in der Sprechstunde vereinbarte. Beide wurden sofort von allen herzlich in die Gruppe integriert als würde man sich schon lange kennen. Die Atmosphäre in der Gruppe ist einfach unbeschreiblich warm und freundlich.
Neben den mehr als 20 Frauen und 8 Kindern lernte ich auch zwei Medizinstudentinnen kennen. Sabrina, die eine Weile in Äthiopien gelebt und Jana, die ihre Kindheit in Tansania verbracht hat, machen beide ihr Praktisches Jahr im Krankenhaus Waldfriede und unterstützen das Team der Selbsthilfegruppe tatkräftig.
Bis zum nächsten Mal
Zum Abschluss des Treffens wurden im Garten vor dem PrimaVita wie immer viele Bilder gemacht. Es ist den Frauen sehr wichtig, die Treffen der Selbsthilfegruppe in Bildern dokumentiert zu wissen.
Hier vor den Ausstellungstafeln im Park wurde dann noch mehr gelacht und geredet. Bis sich die Gruppe langsam auflöste, sich die ersten verabschiedeten oder in die Cafeteria gingen, blieb die Stimmung ausgelassen und heiter. Zum Glück werden sich die Frauen schon sehr bald wiedersehen. Beim nächsten Treffen geht es um die letzten Vorbereitungen für den „Tag der offenen Tür“ am 18. September im Krankenhaus Waldfriede, bei dem Mitglieder der Selbsthilfegruppe einen DFC Stand betreuen werden. Besonders freut mich, dass alle Einnahmen am Tag der offenen Tür dem DFC zugute kommen werden.
Noch immer bin ich in Gedanken bei diesem einmaligen Erlebnis. Und ich möchte mich hier an dieser Stelle bedanken. Für die herzliche Aufnahme und das entgegengebrachte Vertrauen. Dafür, dass ich teilhaben durfte an so bewegenden Momenten und intimen Augenblicken. Ich möchte mich bedanken für diese unglaublich inspirierenden Stunden und freue mich jetzt schon auf ein baldiges Wiedersehen!