Das DFC Team in Kenia: Abschied mit Tränen
Dr. Cornelia Strunz berichtet von der Reise des DFC-Teams nach Kenia im Mai 2017.
Dienstag, 23. Mai 2017
Heute geht es nach Hause zurück. Zum letzten Mal machen wir unser morgendliches Foto vor dem Gracemont Hotel. Während unseres Aufenthalts in Eldoret haben wir uns hier sehr wohlgefühlt. Alle waren freundlich und zuvorkommend zu uns. Heute spüren wir ein deutliches Bedauern darüber, dass wir am Abend abreisen werden. Auch uns fällt der Abschied schwer. Natürlich sehen wir an unserem letzten Tag in Kenia noch einmal unsere Patientinnen … auch um auf Wiedersehen zu sagen, denn die nächste Reise steht längst auf dem Plan.
Wir bleiben nach dem Abschied verbunden
Auch bei der heutigen Visite geht es unseren Patientinnen gut. Als wir diesmal den großen Saal mit den vielen Betten betreten, gibt es kein großes Erstaunen mehr. Alle haben sich inzwischen an uns Weiße gewöhnt. Während unserer Visite wandert eine spanische Wand von Patientenbett zu Patientenbett. Ein praktischer Sichtschutz, aber natürlich kann man überall im Saal hören, was mit den Patientinnen besprochen wird.
Die Frau mit der Rückverlegung des künstlichen Darmausganges schenkt uns ein breites Lächeln, als wir an ihr Bett kommen. Sie ist unglaublich glücklich. Dr. Scherer nimmt die postoperative Untersuchung vor und ist mit dem Ergebnis zufrieden. Alles ist so, wie es einen Tag nach der Operation sein sollte.
Um die weitere Betreuung unserer Patientin müssen wir uns keine Sorgen machen. Jana Bahati Heinsohn wird noch zwei Wochen hier hospitieren und natürlich regelmäßig nach der Frau schauen. Auch die Entfernung der Drainage bleibt in ihrer Hand. Das allerdings hat nichts mit mangelndem Vertrauen unsererseits in die hiesigen Krankenschwestern und Pfleger zu tun – sie alle leisten zweifelsohne eine sehr gewissenhafte Arbeit. Aber bei einem so speziellen und komplexen Fall sind wir doch froh, in Jana Bahati Heinsohn ein Mitglied aus unserem Team vor Ort zu haben und von ihr auf dem Laufenden gehalten zu werden. Der Fortgang der Genesung dieser Patientin ist für uns von großem Interesse.
Zum Abschied tröstende Worte auf Kiswahili
Auch der Frau mit dem Darmverschluss (Metrine) geht es gut. Die Rolle Toilettenpapier auf ihrem Nachttisch ist heute dünner – ein kleiner, aber sehr wichtiger Hinweis. Wir lernen, auf solche Details noch genauer zu achten. Schwierig wird es dann am Bett einer weiteren Patientin. Als wir erklären müssen, dass wir sie erst bei unserem nächsten Besuch im Gynocare Hospital mit speziellen Instrumenten operieren können, fließen bittere Tränen. Wir sind sehr betroffen und stehen hilflos an ihrem Bett. Zum Glück springt Evelyn beherzt ein, schließt die Frau liebevoll in ihre Arme und tröstet sie auf Kiswahili. Diese große Enttäuschung zu mildern, das hätten wir nicht geschafft. Auch das Klinikpersonal scheint sehr glücklich über Evelyns Unterstützung zu sein.
Nach der Visite brechen wir alle gemeinsam zum Supermarkt auf. Da es in der Klinik an vielem fehlt, kaufen wir hier von Spendengeldern wie schon im letzten Jahr Seife, Waschpulver, Windeln, Desinfektionsmittel und Toilettenpapier. Außerdem kommen noch Saft, Kekse, Brot, Wasser und Margarine in die großen Einkaufswagen.
Auf dem Markt erstehen wir Unterwäsche und Badelatschen, auch an diesen einfachen Dingen herrscht immer Mangel. OP Pfleger Stephen, von ihm war schon an anderer Stelle einmal die Rede, und Julian, der Fahrer vom Gynocare Hospital, begleiten uns. Gemeinsam mit Evelyn und Irene, der guten Seele der Klinik, geben sie Acht, dass wir in dem dichten Gedränge mit unseren Einkäufe wohlbehalten und sicher vorwärtskommen. Für die vor ein paar Tagen operierte 10-jährige Nehema – sie hatte eine sehr schmerzhafte Zyste an der Klitoris, die sie nun nicht mehr quälen wird – suchen wir ein Kleid aus. Evelyn wird es ihr in den nächsten Tagen in der Mädchenschule in Il-Bissil übergeben.
Große Freude bei der Übergabe der Spenden
Nach unserem Großeinkauf sind wir um 14:30 Uhr wieder im Gynocare. Es ist sehr schön, dass wir unsere Spenden den Patientinnen jetzt noch persönlich übergeben können. Alle freuen sich sehr, auch wenn man das dem Gruppenfoto vielleicht nicht so ansieht. Selbstverständlich fragen wir jede einzelne Frau, ob wir filmen oder fotografieren dürfen. Ihr könnt also ganz sicher sein, dass die Bilder, die wir für Euch in unserem Blog veröffentlichen, nur im Einverständnis mit den Frauen entstanden sind.
An dieser Stelle möchten wir im Namen aller Mädchen und Frauen im Gynocare Hospital allen herzlich danken, die unser Desert Flower Center Waldfriede so großzügig und regelmäßig unterstützen! Ohne Eure Spenden könnten wir weder zuhause in Berlin noch hier in Kenia so umfassend helfen. Leider ist die weibliche Genitalverstümmelung in Kenia vor allem auf dem Land noch immer eine sehr verbreitete Praxis. Um den Frauen, die dieses Schicksal erleiden müssen zu helfen, sind wir auch weiterhin auf Eure Spenden angewiesen. Daneben ist natürlich immer auch Hilfe bei der Aufklärung über die Folgen von FGM gefragt, wozu unter anderem natürlich auch unsere Website und dieser Blog beitragen sollen.